Schriftgröße:

 

Blinde orientieren sich wie Fledermäuse mit Geräuschen

Dressurreiterin Anne-Greta Schricker erkennt Distanzen und Ecken an ihrem Klang.

blind reiten

Anne-Greta Schricker hört ihre Umgebung, die sie nicht sieht
 
Die blinde Profi-Dressurreiterin Anne-Greta Schricker nutzt Schnalzgeräusche, um das fehlende Augenlicht zu kompensieren. Wie eine Fledermaus orientiert sie sich am Echo des Schalls. Sie prägt sich eine kognitive Karte der Umgebung ein, erkennt Distanzen und Ecken am Klang. "Nach der Erblindung zu reiten bringt mit dem Pferd auch eine bisschen andere Kommunikation oder Interaktion, weil man sich am Anfang doch ein bisschen mehr auf das Pferd verlässt", schildert sie.

"So ist das sicher in manchen Situationen auch heute noch. Wenn ich in der Reithalle bin und mein Pferd wird langsamer oder stoppt, dann ist das nicht wie früher, wo man kurz den Überblick hatte." Schwierig wird es für sie, wenn sie sich der Tribüne nähern soll, weil der Schall in den Raum geht und sich so eine Distanz schlecht hören lässt. Ihr Gehirn analysiert Töne nicht mehr nur mit dem auditiven, sondern auch mit dem visuellen Kortex. Für solch eine Umstellung benötigt das Gehirn Zeit, wie ihre Freundin und Schülerin Imke Heinrich weiß: Sie ist vor drei Jahren erblindet.